Maximilian von Heyden
Henrik Jungaberle
Tomislav Majić Hrsg.
Drug Checking und Aufklärung vor Ort in der niedrigschwelligen Präventionsarbeit
Sonja Grabenhofer, Karl Kociper, Constanze Nagy, Anton Luf, Rainer Schmid
Mit dem Auftreten neuer psychoaktiver Substanzen ist Prävention wieder mehr in den Blickpunkt des medialen und politischen Interesses geraten. Allerdings scheint das auch dazu geführt zu haben, dass überholte und zweifelhafte Ansätze wie Informationsvermittlung wieder an Bedeutung gewinnen, wenn auch in modernerer Aufmachung. Dennoch beruhen sie auf Fehlannahmen über menschliches Verhalten, nämlich darauf, dass wir rational handeln würden, dass sich Impulskontrolle mit Aufklärung meistern ließe, dass Jugendliche wie Erwachsene funktionieren würden oder dass Risikoreduzierung verschieden von Prävention wäre. Gerade jugendliches Risikoverhalten ist vor allem von der Wahrnehmung sozialer Normen und vom Grad der eigenen Impulskontrolle geprägt. Daher beruhen wirksame präventive Ansätze eher auf Techniken, die den sozialen und physischen Kontext verändern – wie z. B. elterliche und soziale Normen oder Regulierung bestimmter Industrien – oder in Individuen bestimmte Fähigkeiten trainieren, wie z. B. Impulskontrolle oder soziale- und Selbstkompetenz. Es ist damit auch weit nützlicher, die wirklichen Inhalte und Wirkprinzipien von Maßnahmen zu analysieren, als deren ideologische Etiketten wie z. B. „Schadensminimierung versus Prävention“. In Europa gibt es Erfahrungen mit einigen wirksamen Ansätzen in der Sucht- oder Gewaltprävention, die sich auch in Situationen sich wandelnder Konsummuster einsetzen ließen, weil sie generell weitgehend substanzunspezifisch sind. Damit erfordert das NPS-Phänomen auch keine Rundumerneuerung der Suchtprävention sondern lediglich einen gut und weit implementierten Einsatz wirksamer Ansätze in den entscheidenden Einsatzfeldern Schule, Familie, Internet und Partysettings, sowie ein ernsthaftes Engagement für die Verhältnisprävention. Andernfalls besteht die Gefahr, dass unbedachte informative Maßnahmen Schaden anrichten, indem sie entweder die selektive Wahrnehmung für eigentlich seltene Substanzen erhöhen oder deskriptive Normen und damit den Eindruck von Normalität und Akzeptiertheit verstärken. Ebenso können sie sozioökonomische Ungleichheiten verschärfen, da sie für vulnerable Zielgruppen besonders nutzlos sind. Eine Reihe jüngst publizierter Standards für die Suchtprävention können hilfreich dabei sein, die Suchtprävention zu verbessern, wenn sie auf politischer Ebene die EntscheidungsträgerInnen mehr dazu verpflichten, wirksame Maßnahmen zu bevorzugen und die Ausbildung der Präventionsfachkräfte zu intensivieren oder wenn sie auf operativer Ebene die Implementierungssysteme für Suchtprävention funktioneller und nachhaltiger machen.
Sonja Grabenhofer
Seit 2005 in der Suchthilfe Wien tätig,
von 2010 bis 2015 Leiterin der Freizeitdrogenberatungsstelle checkit! und Projektkoordinatorin des Alkoholsuchtpräventionsprojektes PartyFit!;
von 2012 bis 2015 Bereichsleiterin Suchtprävention in der Suchthilfe Wien,
seit 2015 Geschäftsleitung der Suchthilfe Wien;
diverse ReferentInnen- und Lehrtätigkeiten unter anderem im Rahmen von Suchtpräventions- und SuchtberaterInnenlehrgängen, an Fachhochschulen, für MultiplikatorInnen und auf nationalen und internationalen Kongressen
Karl Kociper
Mag.
Bereichsleiter Suchtprävention der Suchthilfe Wien gGmbH
Leiter der Einrichtung checkit!
Projektleiter von PartyFit!
Projektkoordinator (seitens der Suchthilfe Wien gGmbH) von VOLLFAN statt vollfett
Studium der Psychologie
Trainer für MOVE – Motivierende Kurzintervention bei (riskant) konsumierenden Jugendlichen, MOVE – Motivierende Kurzintervention am Arbeitsplatz, MOVE – Motivierende Kurzintervention bei Eltern im Elementarbereich, MOVE – Motivierende Kurzintervention bei Eltern im Kontext Schule
Constanze Nagy
Mag. rer.nat.
Studium der Psychologie in Wien (1998-2005), post graduelle Ausbildung zur Klinischen und Gesundheitspsychologin (2006 – 2007), Trainerin in Erwachsenenbildung sowie für Motivierende Gesprächsführung; seit 2006 Beraterin bei checkit!, Suchthilfe Wien; seit 2008 verantwortlich für den Arbeitsbereich Forschung und Evaluation bei checkit!, Suchthilfe Wien (Datenauswertung, Berichtswesen, Durchführung wissenschaftlicher Erhebungen, Mitarbeit an EU-Projekten, internationale Vernetzung), ReferentInnentätigkeit im In-und Ausland.
Anton Luf
Seit 2011 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Medizinischen Universität Wien im Suchtpräventionsprojekt checkit! in Kooperation mit der Suchthilfe Wien gGmbH.
Haupttätigkeit: Entwicklung und Implementierung mobiler analytischer Verfahren, vorwiegend Hochleistungsflüssigkeitschromatographie in Kopplung mit Massenspektrometrie, zur Identifizierung und Quantifizierung von psychoaktiven Substanzen in Freizeitdrogen.
DOI: 10.1007/978-3-642-55214-4_7-1
Online ISBN: 978-3-642-55214-4